Regierungspräsident Thomas Schürmann (am Tischende links) im Austausch mit den Lehrkräften der Erstförderung der Karl-Lehr-Realschule in Duisburg. Die Lehrkräfte sind für die geflüchteten und zugewanderten Kinder wichtige Bezugspersonen.

Schule als sicherer Hafen: Erstförderung an Karl-Lehr-Realschule

Regierungspräsident Thomas Schürmann besucht die Klassen der Erstförderung an der Duisburger Realschule. Für geflüchtete und zugewanderte Kinder ist die Schule ein sicherer Hafen, der viel mehr als nur Unterricht bietet.

Nein, so eine ganz „normale“ Schule ist die Karl-Lehr-Realschule in Duisburg nicht. Denn was Schulleitung und Lehrkräfte dort im vergangenen Jahr auf die Beine gestellt haben und jeden Tag leisten, ist bemerkenswert. Anfang 2023 haben sich Schulleiter Stan Orlovic und sein Kollegium einer großen Herausforderung gestellt: Innerhalb weniger Wochen wurden 120 geflüchtete oder zugewanderte Kinder aufgenommen, die in der sogenannten sprachlichen Erstförderung in einem benachbarten Gebäude unterrichtet werden. Dort gibt es auch Alphabetisierungsklassen für Kinder und Jugendliche, die noch gar keine Schule besucht haben. Vorrangiges Ziel der Erstförderung ist das Erlernen der deutschen Sprache, damit die Schülerinnen und Schüler anschließend eine Regelklasse besuchen können.

„Ich habe großen Respekt vor dem, was Sie hier leisten und danke Ihnen für Ihr Engagement“, so Regierungspräsident Schürmann bei seinem Besuch. „Es gehört sehr viel Einsatz und Kreativität dazu, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und Lehrkräften in kurzer Zeit ein Konzept für die Beschulung von zugewanderten oder geflüchteten Kindern und Jugendlichen umzusetzen.“ Und die Schule hat schon wieder neue Ziele: Während die Kinder im Unterricht sind, soll es in Zukunft auch für die Eltern Sprach- und Unterstützungsangebote geben. „So ein Eltern-Café wäre eine große gesellschaftliche Chance für die Integration der Erwachsenen“, bestärkt Schürmann das Schulleitungsteam.

Mit dem neuen Standort für die Erstförderung hat die Karl-Lehr-Realschule Neuland betreten. Der Schritt war notwendig, weil aufgrund hoher Zuwanderungszahlen in Duisburg viele Schulplätze fehlen. Und auch nach gut einem Jahr stehen die Lehrkräfte immer wieder vor neuen Fragen: In welchen Fächern kann eine Schülerin oder ein Schüler bereits am Regelunterricht teilnehmen? Wie geht die Schule damit um, wenn ein Kind Angehörige durch den Krieg im Heimatland verliert? Wie kann die Beschulung älterer Jugendlicher nach der Erstförderung sichergestellt werden?

Neben dem Erlernen der deutschen Sprache liegt allen an der Schule die Integration der Kinder am Herzen. Deshalb treffen sich die Schülerinnen und Schülern der Erstförderung und die Schülerschaft des Hauptstandorts beispielsweise bei gemeinsamen Veranstaltungen, Projekten oder Arbeitsgemeinschaften für Kunst oder Musik. Als sportbetonte Schule bietet die Karl-Lehr-Realschule zahlreiche Sportarten von Schwimmen bis Karate an und pflegt Kooperationen mit Sportvereinen im Stadtteil. Im Sport ist eine Verständigung trotz Sprachbarrieren möglich.

Für die geflüchteten Kinder in der Erstförderung, die zum Teil Krieg und Gewalt erlebt haben, bedeutet die Schule viel mehr als Unterricht. Sie ist ein sicherer Hafen und die Lehrkräfte wichtige Bezugspersonen. Viele Kinder kommen schon lange vor der ersten Stunde in die Schule. Nach dem Unterricht ist das Schüler-Café am Hauptstandort für sie ein geschützter Raum, in dem Integration gelebt wird.